Wenn man schonmal an Gibraltar vorbeikommt, sollte man auch einen Stopp einlegen. Nicht nur um Zollfrei zu tanken, sondern auch um die britische Kolonie sowie den berühmten Affenfelsen zu besichtigen. Auf dem Weg dorthin sieht man bereits von Weitem den Felsen am Horizont und die Gerüchte erweisen sich als wahr – es herrscht englisches Wetter. Der Felsen steckt in einer dichten Wolke und ringsherum scheint die Sonne.
Also fahren wir an Gibraltar vorbei, weiter in die Bucht, nach La Linea, wo zum ersten Mal der neue Anker fällt. Natürlich bei strahlendem Sonnenschein und nachdem wir im bewölkten Gibraltar noch schnell zollfreie Diesel getankt haben. Am Folgetag ziehen wir um in die Marina von la Linea, von dort aus können wir zu Fuß über die Grenze gehen und Gibraltar zu erkunden. Gibraltar erreicht man als Fußgänger ausschließlich über das Rollfeld des internationalen Flughafens. Man quert einmal das Rollfeld, wirft einen Blick nach links und rechts über das Flugfeld und schon hat man die Grenze passiert und ist in einer anderen Welt gelandet. Hier trifft man auf englische Kultur unter Palmen, eine wirklich kuriose Mischung.
Nach einem typisch englischen Essen im Angry Friar Pub wollen wir natürlich auch auf den berühmten Affenfelsen. Da es ein recht windreicher Tag ist, bleibt die Seilbahn leider hoch oben auf dem Felsen außer Betrieb. Macht nichts, dann gehen wir eben zu Fuß... Der Aufstieg auf den Felsen ist gut befestigt, führt jedoch über etliche steile Treppenabschnitte und ist dadurch echt anstrengend. Oben angekommen werden wir jedoch ausreichend belohnt, die Sonne ist auf unserer Seite und beschert uns einem wolkenfreien Blick über die gesamte Bucht von Gibraltar und bis zum gegenüberliegenden Afrika. Kurz hinter dem Eingang in den Nationalpark treffen wir auch schon auf die ersten berühmten Berberaffen, die am Wegesrand auf der Mauer sitzen und die Sonnenstrahlen genießen. An uns sind Sie eher wenig interessiert. Das es auch anders sein kann, werden wir später noch erfahren. Die Sehenswürdigkeiten im Nationalpark sind gut ausgeschildert und wir erfahren einiges über die Geschichte Gibraltars. Überall befinden sich alte Geschützstellungen mit großen Flakgeschützen sowie ein 50 Kilometer langes Tunnelsystem, welches während des zweiten Weltkrieges als unterirdische Festung für ca. 10.000 Soldaten dienten. Eins ist klar, der Felsen ist in der Geschichte immer bis aufs äußerste verteidigt worden.
Daneben befindet sich unzählige natürliche Höhlen im inneren des Felsen, wie z.B. die St. Michael Cave, eine große Tropfsteinhöhle mit einem Wald aus gigantischen Tropfsteinen.
Vor der Höhle gibt es einen kleinen Gastronomiebereich. Wer den Fehler macht den Bereich mit Essen oder Trinken in der Hand zu verlassen, der bekommt ganz schnell tierische Gesellschaft. Hier sammeln sich die Affen und jagen gerne mal den ein oder anderen Tourist oder nutzen die vorbeifahrenden Kleinbusse als Mitfahrgelegenheit zur nächsten Attraktion.
Nach dem Abstieg zurück in die Stadt gönnen wir uns noch ein englisches Bier in einem Pub direkt in der Stadtmauer. Mit einsetzendem Regen verlassen wir Gibraltar und sind zurück auf dem Boot in der Marina La Linea.
Für uns ist das vorerst der letzte Fuß auf europäischem Festland. Am nächsten Tag legt die SEVEN ab und nimmt Kurs auf Tanger in Marokko. Aufgrund der Orca-Situation in der Straße von Gibraltar entscheiden wir uns dafür die Straße auf kürzestem Wege zu überqueren und dann ziemlich nah entlang der Marokkanischen Küste zu fahren. Außerdem schleppen wir einen Wal-PAL hinterher. Der PAL erzeugt eine breite Palette von Signalen, um große Wale davon abzuhalten, mit Booten zu kollidieren und es anzugreifen. Glücklicherweise treffen wir auf der Überfahrt nur auf einige Delfine, Orcas sind weit und breit nicht in Sicht. Gehen wir also mal davon aus, dass der PAL funktioniert.
In der Meerenge zwischen Gibraltar und Marokko müssen wir gegen Wind und Strömung ankämpfen kommen jedem am späten Nachmittag, sicher in den Hafen von Tanger in Marokko. Als erstes müssen wir am Zollsteg anlegen und die Einreiseformalitäten erledigen. Drei Zollbeamte kommen an Bord und werfen einen Blick durch alle Räume. Durchsucht wird bei uns jedoch nichts, anders als bei anderen Seglern wie wir später erfahren. Nach einer guten Stunde können wir den Zollsteg verlassen und legen an dem uns zugewiesenen Liegeplatz in der Marina an. Willkommen in Marokko, der erste neue Kontinent auf unserer Reise.
Das neue Land empfängt uns mit viel Regen und eher ungemütlichem Wetter. So ungemütlich, dass wir sogar die Heizung im Boot anschalten müssen – in Afrika !?! Die Wettervorhersage der nächsten Tage ist auch nicht besser. Viel Regen, Gewitter und kein passender Wind, um zu den Kanaren zu starten. Also bleiben wir etwas länger als geplant und nutzen die Zeit zum Erkunden. Wie in vielen größeren Städten gibt es auch hier einen Hop on Hop off Bus der nicht nur durch die Stadt fährt, sondern auch zu den touristischen Zielen, die etwas außerhalb liegen. Wir nutzen das Angebot und besuchen das Kap Spartel das Mittelmeer auf den Atlantik trifft sowie die Hercules Cave an der atlantischen Küste. Die Zeit reicht auch für einen weiteren Ausflug ins Landesinnere und so buchen wir eine Bustour nach Chefchaouen – der blauen Stadt. Über zwei Stunden dauert jeweils die Hin- und Rückfahrt, so sehen wir jedoch auch etwas von der marokkanischen Landschaft.
In Chefchaouen sowie auch Tangier besuchen wir die Medina, was soviel bedeutet wie die Altstadt, die in vielen Marokkanischen Städten von einer Festungsmauern umgeben und von ineinander verschlungenen Gassen geprägt ist. Die Gassen sind geprägt von Tradition, Kultur, Architektur und Handwerk und Gastronomie. Das Gewusel in den Gassen mit den unzähligen kleinen Läden, die vielen Farben und Gerüche können schon überwältigend sein.