SEGELN, REISEN, LEBEN
Auf Weltreise mit unserem Segelboot

Grenada 

Bye Bye Barbados, Anker auf und Kurs Richtung Grenada.
Das Ziel ist Tyrell Bay, auf der zu Grenada gehörenden Insel Carrriacou. Wir segeln durch die Nacht, um am nächsten Tag rechtzeitig zu den regulären Öffnungszeiten anzukommen, um im neuen Land einzuklarieren. Die Nacht verläuft ruhig und wir segeln wie gehabt mit Rückenwind und ausgebaumten Segeln. Schon heißt es auch wieder Land in Sicht. Wir passieren den Kanal zwischen Union Island, was zu St. Vincent & the Grenadines gehört und Carriacou. Genau hier ist im Juni 2024 Hurrikan Beryl durchgezogen und wir können das Ausmaß der Zerstörung problemlos durch das Fernglas sehen. Die Einfahrt in die Bucht von Tyrell Bay lässt uns ebenfalls staunen. Die Ankerbucht ist ziemlich voll, beim näheren Hinsehen erkennen wir dann, dass der Großteil der Boote, die hier vor Anker liegen, nur noch Schrott ist. Es handelt sich um Boote, die hier in den Mangroven oder in der nahe gelegenen Werftmarina den Hurrikan erlebt haben. Bei vielen Booten ist abgesehen vom Rumpf nicht mehr viel intakt. So erschreckend das auch aussieht, so erstaunlich ist es zugleich, dass selbst durchgekenterte „Totalschäden“, mit Schäden am Rumpf noch immer schwimmen. Auch an Land sind die Spuren des letzten Hurrikans deutlich erkennbar. Sowohl an den Häusern oder das was davon übrig ist, wie auch der Natur. Es muss die Hölle auf Erden gewesen sein und die Aufräumarbeiten dauern nach wie vor an. 
 Am nächsten Tag fahren wir ca. 3 Seemeilen zurück nach Norden, um vor Sandy Island an einen Bojenliegeplatz zu gehen. Sandy Island ist eine kleine vorgelagerte Insel vor Carriacou und sieht so aus wie man sich die Karibik vorstellt. Ein Sandhaufen im Meer mit einem kleinen Riff und ein paar Palmen, dazu türkises Wasser, in dem regelmäßig eine Schildkröte auftaucht. Ein richtiges Postkartenmotiv. Solch ein Eiland will natürlich erkundet werden, vor allem, wenn niemand sonst auf der Insel ist. Zwischen den Palmen und kleinen Sträuchern herrscht reges Treiben im Sandboden. Hunderte von Einsiedlerkrebsen krabbeln umher. Schön aufpassen wo wir hintreten, denn wir wollen keins der Tierchen verletzen. Auch das kleine vorgelagerte Riff hat einiges zu bieten. Korallen, viele bunte Fische und Rochen treiben sich hier herum. Beeindruckt von der Kulisse genießen wir einen Sundowner an Bord und lassen den Tag entspannt ausklingen. Am darauffolgenden Tag düsen wir mit dem Schlauchboot zu einer benachbarten Insel, die ebenfalls unbewohnt ist und setzen unsere Erkundungstour über und unter Wasser fort. Nachmittags fahren wir, ebenfalls mit dem Schlauchboot, rüber zum Paradise Beach auf Carriacou. Angelockt vom Grillgeruch entdecken wir die kleine Strandbar Bits & Pieces. Tom ist ein einheimischer und betreibt die kleine Bar direkt vor seinem Haus am Strand. Die Bar ist ausschließlich aus Trümmerteilen von Hurrikan Beryl aufgebaut worden. Eigentlich verkauft er nur ein paar Getränke in netter Kulisse, heute organisiert er jedoch auch ein Beach BBQ’s für seine Nachbarn. Der Grill ist ein Loch im Sand wo Holzreste und getrocknete Kokosschalen vor sich hin glühen, darüber liegt ein einfacher Grillrost und darauf werden frisch gefangene Lobster und Hähnchenteile gegrillt. Aus seinem Haus holt er ein paar einfache Beilagen frisch zubereitet. Wir trinken ein Bier und hoffen, dass etwas vom Grillgut übrigbleibt – leider erfolglos. Das Trüppchen hat leider alles aufgegessen... Schade, aber schön war es trotzdem. Die Leute machen das Beste aus der Situation und strahlen echte positive Energie aus. Uns gefällt es hier und wir empfehlen Tom´s Bar gerne weiter. Nach zwei Nächten vor Sandy Island geht unsere Reise weiter südwärts Richtung Ronde Island. Die Insel liegt zwischen Carriacou und Grenada und bietet uns eine gute Möglichkeit für einen Zwischenstopp. In der Bucht sollen gelegentlich Ammenhaie zu sehen sein. Also hüpfen wir gleich nach der Ankunft ins Wasser, bewaffnet mit der Unterwasserkamera. Ja richtig, wir wollen mit Haien schnorcheln und das auch noch freiwillig… Selbstverständlich haben wir uns vorher über die, für Menschen eher ungefährlichen Tiere informiert. Der Erkundungsdrang ist groß und wir erschnorcheln den sandigen Meeresboden und das steinige Ufer. Wir sehen etwas Leben im Wasser, aber weit und breit nichts, was einem Hai ähnelt. Wahrscheinlich wären wir auch übers Wasser gelaufen, samt Flossen, wenn wir tatsächlich einen Hai gesehen hätten :) 
Weiter geht es für uns nach Grenada, der Passatwind weht ordentlich zwischen den Inseln, sodass wir mal wieder flott vorankommen. Die SEVEN pflügt durch die Atlantikwelle und wir fühlen uns hier draußen sichtlich wohl. Boot und Crew sind in Ihrem Element. Da wir gut in der Zeit sind legen, machen wir einen Zwischenstopp, kurz vor der Hauptstadt St. Georg
´s. Hier gibt es einen Unterwasserskulpturenpark, zu dem wir schnorcheln wollen. Es sieht ganz nett aus, leider war das Wasser aber recht trüb. Also setzen wir die Fahrt fort, um noch bei Tageslicht die Prickly Bay, im Süden von Grenada zu erreichen. Prickly Bay ist unter Seglern sehr beliebt, die Bucht ist recht groß, der Ankergrund bietet guten Halt und mehrere Dinghy Docks bieten einfachen Zugang zur Insel und deren guter Infrastruktur. Zu guter Letzt liegt der Süden von Grenada auf dem 12. Breitengrad und gilt somit als mehr oder weniger Hurrikan sicher. Aber warum treiben wir uns denn nun hier herum? Hier gibt es eine Fullservice Werft und unsere SEVEN muss leider außerplanmäßig aus dem Wasser gehoben werden. Seit dem Atlantik haben wir deutliches Spiel im Ruderlager, was eigentlich keine große Sache ist. Wir könnten damit auch noch bis Panama warten, aber sicher ist sicher und jetzt haben wir die Zeit dafür. Also rein in die Kran Box und raus mit der Seven. Von der Organisation in der Werft sind wir zu Beginn beeindruckt, man erklärt uns die Abläufe, wo was zu finden ist und wie der Betrieb hier so funktioniert. Prima, bei der Gelegenheit entscheiden wir uns dazu auch gleich das Wellenlager tauschen zu lassen. Denn bis Australien bzw. Neuseeland ist kein weiterer Werftaufenthalt mehr geplant. Wir dürfen in der Werft an Bord wohnen und nutzen die Gelegenheit auch gleich für weitere kleine Reparaturen und Instandsetzungen an unserem Boot. Auch hier treffen wir wieder auf Freunde. Matt und Marleen von Sailing Bobbie sind Teil der Atlantik Flottille und ebenfalls hier in der Werft. Ihr Boot bekommt wie auch wir ein neues Ruderlager. Geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes Leid. Zwischen der Arbeit nehmen wir uns die Zeit und besuchen gemeinsam die West Indies Beer Brauerei und treffen uns nach Feierabend in der Bar direkt neben der Werft, zur Happy Hour. Am Wochenende nutzen wir die Gelegenheit, um mit einem Mietwagen die Insel zu erkunden. Den Mietwagen holen wir am Flughafen ab und die erste Fahrt geht gleich zum Supermarkt. Als Langfahrtsegler liegen die Prioritäten eben etwas anders. Weiter kommen wir auch erstmal nicht, denn wir haben einen Platten Reifen… und zwar so platt, sogar die Stahleinlage des Reifens guckt heraus. Ersatzreifen und Werkzeug? Fehlanzeige! Aber nur ein kurzes Telefonat mit dem Mietwagenanbieter und 15 Minuten später kommt schon ein Mitarbeiter und bringt uns ein anderes Auto. Klasse Service und völlig kostenneutral. In Deutschland wäre das sicher ein Drama mit mehrstündiger Wartezeit verbunden gewesen. So können wir unsere Rundfahrt doch noch unternehmen und das hat sich gelohnt, Grenada ist wunderschön. Wir wandern durch den Dschungel, an einem Flusslauf entlang und hindurch mit anschließendem Baden in einem Naturpool, wo ein Wasserfall herabstürzt. Wir sind hellauf begeistert von der ursprünglichen Vegetation. Noch nie zuvor haben wir einen richtigen Regenwald gesehen. Unter anderem besuchen wir auch das Belmont Estate, eine alte Zuckerrohr- und Kakao Plantage, die bis heute noch eigene Schokolade produziert.

 
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