SEGELN, REISEN, LEBEN
Auf Weltreise mit unserem Segelboot


Von St. Vincent & the Grenadines bis St. Lucia

Nach zwei Wochen ist die SEVEN nun wieder zurück im Wasser und wir starten unsere Reise nordwärts, entlang der kleinen Antillen. Wir segeln zurück, vorbei an der Künste von Grenada und Ronde Island, bis nach Tyrell Bay auf Carriacou, wo wir offiziell aus dem Land ausreisen. Wenige Seemeilen weiter nördlich befindet sich Union Island. Die Insel gehört zum Inselstaat St. Vincent & the Grenadines. Union Island ist Port of Entry und somit stoppen wir, um einzuklarieren. Hier herrscht eine bedrückende Atmosphäre. Die Zerstörung durch Hurrikane Barryle ist auf Union Island sogar noch schlimmer als in Carriacou. Viele Häuser sind nur noch Ruinen, bei anderen fehlen die Dächer und auch weitere Bauwerke, Anlegestege und Brücken sind eingestürzt. Viele Menschen leben noch immer in Zelten am Strand und es fehlt an allem. Die Insel lebt unter anderem vom Tourismus, doch die Unterkünfte sind größtenteils zerstört und der Flughafen war bis vor einigen Wochen geschlossen. Auch der Chartertourismus bleibt aus, solange die Infrastruktur nicht wieder hergestellt ist. Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten oder Geldautomaten sind hier aktuell nicht zu finden. Auch wir fühlen uns nicht wirklich wohl, was vor allem an den sehr aufdringlichen und passiv-aggressiven Boatboys liegt. Die Jungs kommen mit kleinen Booten zu uns gefahren, wollen uns alles Mögliche verkaufen und uns weißmachen, dass wir nicht ankern dürfen, sondern eine Boje nehmen müssen. Wir wollen nur ca. eine Stunde bleiben, um einzuchecken, dass wären dann 50 EC, für eine Übernachtung 60 EC…  Wir kennen die Boatboys bereits aus Carriacou, dort wurde jedoch auch ein Nein akzeptiert. Hier sind die Jungs etwas energischer, was leider keinen guten Eindruck hinterlässt und uns eher abschreckt. Das Argument für uns zu bleiben war schlussendlich, dass wir einchecken müssen und eigentlich gerne etwas Geld auf der Insel lassen wollen, um auf diesem Wege etwas zu unterstützen. Am nächsten Tag machen wir uns dann jedoch schon auf, in das Inselarchipel der Tobago Cays. Hier ist die Umgebung schlagartig wieder traumhaft und alles sieht so aus, wie man sich die Karibik vorstellt. Kristallklares, türkisfarbenes Wasser, weiße Strände, intakte Palmen am Strand und Schildkröten, die am Boot vorbeischwimmen, um uns zu begrüßen. Schnell ist ein guter Ankerplatz gefunden und ab geht’s mit dem Beiboot zu einer Sandbank. Bewaffnet mit Flossen und Schnorchel watscheln wir ins Wasser und bestaunen das Riff. Fische in allen Farben und jede Menge Meeresschildkröten. Janine wollte schon immer mal mit Schildkröten schwimmen. Hier ist es endlich möglich, wir freuen uns wie kleine Kinder 😊 Auch haben wir hier eine ganz besondere Ankerwache. Zwei Rochen und ein Kugelfisch bewachen unseren Anker, der wie im Bilderbuch im Sand eingegraben ist. Wir konnten schon mehrfach beobachten, dass sich Rochen und Plattfische gerne in der Nähe der Ankerkette aufhalten. Die Kette wandert leicht über den Sand und wirbelt dabei offensichtlich allerhand Interessantes auf.
Auch hier gibt es wieder Boatboys die uns gerne etwas verkaufen möchten. Den Unterschied macht jedoch die Art und Weise. Wir werden freundlich gefragt, ob wir etwas benötigt und wenn nicht, wird dies auch akzeptiert. Unter anderem werden wir gefragt, ob wir am Abend zum Beach BBQ kommen möchten. Es gibt Lobster und Hähnchen vom Grill, inklusive Beilage. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen und fahren am
Abend mit dem Dinghy zum Strand. Das Beach BBQ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Einheimischen. Frisch gefangene Lobster werden hier am Abend auf gemauerten Grills verarbeitet, dazu gibt es Beilagen und selbstverständlich diverse Getränke. Eine wirklich tolle Atmosphäre und die malerische Kulisse runden das Ambiente ab. Die Leute sind durchweg sehr freundlich und wir unterhalten uns mit einer einheimischen Dame, die uns die Speisen und Getränke bringt. Thema Nummer eins ist natürlich die Zerstörung durch Hurrikan Beryl. Wir wollen gerne etwas Gutes tun und fragen, ob wir außer Geld noch etwas beisteuern können. Die Antwort ist klar, es mangelt an allem. Kleidung, Trinkwasser, Hygieneartikel usw. Da wir beide ohnehin zu viele Klamotten mit uns herumfahren und einen Watermaker an Bord haben, spenden wir doch gerne einen großen Sack voll Kleidung, Seifen und einen großen Kanister voll mit Trinkwasser. Oft sind es die kleinen, alltäglichen Dinge, die den Leuten helfen.
Am nächsten Tag manövrieren wir die SEVEN durch die Riffe und nehmen Kurs auf die Insel Bequia. Der Ankerplatz vor Port Elizabeth ist eine recht große, geschützte Bucht, in der bereits einige unserer Freunde vor Anker liegen. Der Weg dorthin ist aufgrund des zu segelnden Kurses eher sportlich aber die Vorhersage für Wind und Böen passen dennoch ganz gut. Wären da nicht die
inzwischen gut bekannten Squalls. Mehrfach beobachten wir die sich nähernden, dunklen Wolken. Der Blick aufs Radar bestätigt, da wird ordentlich Regen drin sein. Auf Amwind Kursen in der Karibik segeln wir meist mit einem gerefften Großsegel, denn Erfahrung macht klug und so ist es auch dieses Mal. Mehrere Squalls treffen uns direkt. Mit entsprechend kleiner Segelfläche versuchen wir so gut es geht die nötige Höhe zu laufen, müssen jedoch mehrmals etwas abfallen und vergrößern somit die Distanz zum Zielpunkt. Also kreuzen wir schön vor uns hin und erreichen am späten Nachmittag die Bucht von Port Elizabeth. Zwei Meilen vor dem Ankerfeld zieht die nächste dunkle Wolke auf und wir beschließen die letzten beiden Seemeilen unter Motor zu fahren, zumal die Segel gerade erst halbwegs trocken sind.
Abends treffen wir uns mit unseren Freunden am Strand. Hier betreibt ein Einheimischer eine kleine Beach Bar. Eigentlich nur eine Theke mit ein paar zusammengewürfelten Sitzgelegenheiten unter Plamen. Doch die karibische Gelassenheit, gepaart Ragge Musik und leckerem Rumpunsch, machen die Bar zu etwas besonderem. Am nächsten Tag erkunden wir das Städchen Port Elizabeth, kaufen frisches Gemüse und Obst bei Straßenhändlern und wandern am Nachmittag, gemeinsam Freunden zur Treehouse Buschbar. Eine kleine hübsche Bar umgeben von Tropischem Regenwald. Bis zur Bar ist es ein ganz schön weiter Fußmarsch, dieser führt natürlich bergauf und dass bei den karibischen Temperaturen. Angekommen werden wir jedoch belohnt mit einer herrlichen Aussicht über die Bucht, einer ganz besonderen Atmosphäre und natürlich kühlen Getränken. Bevor es am nächsten Tag weiter nordwärts geht, erkunden wir noch die Unterwasserwelt von Bequia und freuen uns auch hier über Korallen, bunte Fische, Schildkröten und Rochen.
Dann heißt es auch schon wieder Abschied nehmen von unseren Freunden und entlang der Küste von St. Vincent, weiter Richtung Norden. Unser heutiges Ziel ist die Bucht Chateau Belair, ein malerischer Ankerplatz, umgeben von reicher Vegetation. Unser Highlight war ein älterer Mann, der in einem Einbaum zu uns gerudert kam, um Früchte zu verkaufen. Wir haben Ihn nach Kokosnüssen gefragt, daraufhin ruderte er zurück an Land und hat uns kurzerhand zwei Kokosnüsse direkt von der Palme gepflückt. Ursprünglicher und frischer geht es nun wirklich nicht. Sowohl die Insel St. Vincent wie auch die Nachbarinsel St. Lucia haben aktuell leider einen schlechten Ruf. Wir hören und lesen viel Negatives hinsichtlich Sicherheit und Kriminalität, daher haben wir beschlossen diese Inseln nicht zu erkunden und jeweils nur einen kurzen Zwischenstopp zu machen. Schade eigentlich, denn beide Inseln haben landschaftlich einiges zu bieten. Vor allem in unserer Ankerbucht auf St. Lucia, der Rodney Bay, fühlen wir uns sehr sicher. Wir werden nicht von Boatboys belästigt und die Strandpromenade sieht wirklich einladend aus. Aber gut, wir wussten, dass wir auf der Reise nicht alles sehen werden, sei es aus Zeit-, Wetter-, oder eben auch aus Sicherheitsgründen. Dafür werden wir nun etwas mehr Zeit auf Martinique verbringen. Hier treffen wir nicht nur wieder auf die Boote unserer Atlantikflottille, auch unsere Freunde Moni und Olaf sind inzwischen in der Karibik angekommen und ebenfalls auf dem Weg nach Martinique. 

 
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