Die Insel Mljet war unser letzter Inselaufenthalt in Kroatien. Nachdem wir unsere sichere Ankerbucht im Nationalpark verlassen haben, segelten wir weiter südwärts mit Kurs auf Dubrovnik. Da wir einen Zwischenstop in der Bucht von Kotor in Montenegro geplant hatten und somit die EU und den Schengenraum verlassen, haben wir in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages an der Zollmole in Dubrovnik festgemacht - Bereit zum ausklarieren. Insgesamt legt man Personen- und Schiffsbezogene Dokumente bei drei verschiedenen Behörden vor: Zoll, Polizei und Customs. Alles erledigt und zurück an Bord warf ein Zollbeamter einen letzten Blick auf die SEVEN und schon konnten wir wieder ablegen und auf direktem Wege das Land über den Seeweg verlassen.
Mit schönstem Sonnenschein und ablandigem Wind setzten wir Segel in Richtung Montenegro.
Die Einfahrt in die Bucht von Kotor ist von beeindruckenden Festungen aus vergangenen Jahrzehnten umgeben. Gleichzeitig verläuft die Seegrenze beider Länder inmitten durch die Einfahrt. Zwischen typischen Häusern der Balkanküste und teils hochmoderne Neubauten auf riesigen Grundstücken lässt sich auch die junge Geschichte von Montenegro an den Ufern der Bucht deutlich erkennen. Diverse Bunker- und verlassene Militäranlagen sowie zahlreiche Wracks prägen das Bild. Erste Anlaufstation ist wieder die Zollmole, diesmal auf montenegrinischer Seite.
Seht euch mal den Unterschied zur SEVEN und zur Black Pearl (mit 106 Metern die drittlängste Segelyacht der Welt). Wir sagen dazu „Alles eine Frage der Perspektive“ ;-)
Nachdem alle Einreise- und Zollformalitäten erledigt sind, verbrachten wir, auch aufgrund der instabilen Wetterlage, die nächsten Nächte in der Marina Porto Montenegro. Sieht man sich um, ist schnell klar, dass „Sehen und Gesehen werden“ hier das Motto ist. Eine Superyacht liegt neben der anderen. Allesamt mit ganzjähriger Besatzung zur Instandhaltung an Bord. Hier überwintern die Spielzeuge derer, bei denen das finanzielle eher Nebensache ist.
Verlässt man die Marina und schaut sich in den umliegenden Straßen um, bemerkt man schnell, dass Montenegro auf gutem Wege in Richtung Europäische Union ist. Freundliche Menschen, gutes Essen und gute Einkaufsmöglichkeiten zur Proviantierung behalten wir in Erinnerung. Insgesamt waren wir nur drei Tage in Montenegro. Gerne wären wir noch länger geblieben und hätten uns mehr vom Land angeschaut, doch es ist bereits Mitte November und die vorhergesagte Wetterlage sagt uns, dass es an der Zeit ist, das Adriatische Meer nun zu verlassen.
Die erste Nachtfahrt, 40 Stunden nonstop nach Griechenland.
Letzte Anlaufstelle auf montenegrinischem Staatsgebiet war wieder die Zollmole zum ausklarieren. Der Zöllner begleitet uns zum Boot, überblickt das Deck vom Bug bis Heck, alles in Ordnung. Eine intensivere Prüfung mit Blick unter Deck scheint sich bei einer 13m Yacht um sechs Uhr morgens scheinbar nicht zu lohnen ;-)
Raus auf die noch etwas vom Sturm der letzten Tage aufgewühlte See. Motor aus und Segel setzen. Auf Raumwindkurs fährt die SEVEN zunächst weg von der Küste, um die benachbarten albanischen Hoheitsgewässer weiter südlich zu umfahren. Nachmittags Kursänderung in Richtung Straße von Otranto, wo sich Adria und das Ionische Meer treffen.
Über den ganzen Tag hinweg sahen wir nicht ein einziges Schiff am Horizont. Die Abenddämmerung setzt ein, es wird kühler, die Navigationsbeleuchtung ist eingeschaltet, die Sonne versinkt am Horizont und das Boot samt Crew ist bereit für die Nacht. Mit dem letzten Tageslicht bekommen wir plötzlich Besuch. Delphine, eine Schule aus schätzungsweise 8-10 Tieren springen vor unserem Bug von rechts nach links, tauchen an Backbord ab und an Steuerbord wieder auf. Ein minutenlanges Naturschauspiel, welches wir sehr genossen haben. Delphine haben wir in Kroatien schon häufiger gesehen, aber so nah, dass man sie sogar hören kann, war neu für uns.
Die Kollisionsalarme von Radar und AIS sind aktiv und bilden für uns einen zusätzlichen elektronischen Rundumblick in der Dunkelheit. Nach wie vor ist nichts in Sicht. Am späten Abend legt Micha sich ins Bett und Janine übernimmt die erste Wache. Für die Nacht wechseln wir uns im drei Stunden Rhythmus ab. Ob sich dieses System für uns bewährt, wird sich noch zeigen. Kurz vor Mitternacht tauchen neben dem Boot wieder Geräusche aus dem Wasser auf. Unsere Begleiter sind zurück und schwimmen neugierig um und unterm Boot umher. Durch das Mondlicht kann man die Delphine auch in der Nacht gut sehen. Eine Zeit lang haben wir gemeinsam das Spiel der Delphine sowie den Blick in die sternenklare Nacht genossen. Der Nachthimmel mit unzähligen Sternen, einer klar sichtbaren Milchstraße und vereinzelten Sternschnuppen ohne störende Lichter in der Umgebung, ist für uns immer wieder faszinierend.
Am Horizont können wir zusehen, wie langsam der neue Tag anbricht. Sonnenaufgänge sind definitiv noch schöner als Sonnenuntergänge.
Und siehe da, ein erstes Schiff auf dem Radar. Das AIS gibt Info darüber, um was bzw. wen es sich handelt: eine Fähre aus Italien mit Zielhafen in Griechenland. Es war schon fast ein wenig gruselig die ganze Nacht kein anderes Schiff zu sehen, kein anderes Licht, nicht einmal ein Fischer oder ein Frachtschiff war unterwegs, das hatten wir anders erwartet.
Nach dem Frühstück, ein extrem lauter und dumpfer Knall in weiter Entfernung. Was war das? Ein Donnerschlag ohne Gewitterwolken am Horizont ist sehr unwahrscheinlich. Ein dumpfer Knall folgt dem anderen in unregelmäßigen Abständen. Ein Blick in die Seekarte gibt gegebenenfalls Aufklärung. In ca. 15 Seemeilen Steuerbord querab ist ein militärisches Übungsgebiet der italienischen Streitkräfte. Zu sehen ist davon nichts, zu hören jedoch sehr wohl.
Weiter gehts mit Sicht auf die hohe albanische Küstenlandschaft und mit direktem Kurs auf Griechenland. Die erste Anlaufstation ist die Insel Korfu. Da wir aus einem Nicht-EU-Land kommen müssen wir zunächst wieder einklarieren, dies werden wir jedoch an diesem Tag nicht mehr schaffen. Auch griechische Behörden haben Mitarbeiterfreundliche Öffnungszeiten und wir werden die Küstenlinie von Korfu erst am späten Abend erreichen.
Nach zwei Tagen Korfu fiel der Anker in einer Bucht auf der Insel Paxos. In dieser Bucht zählen wir mit einer Charteryacht im Sommer 2022 über neunzig Masten, im November 2023 waren es lediglich drei. Auf einem der Schiffe lebt eine amerikanische Familie, die uns, so wie das schwedische Pärchen des Nachbarbootes, spontan zum Thanksgiving Dinner einlädt.
Am nächsten Tag ist Sturm angesagt und wir flüchten ans Festland, in den Ambrakischen Golf um für die nächsten Tage in einer geschützten Bucht abzuwettern. Eine Sturmnacht jagt die nächste, teilweise auch begleitet von Gewittern. Nach dem Regen folgt die Sonne und wir unternehmen noch einen Dinghi Ausflug entlang einer Flussmündung mit wildlebenden Flamingos und einer Hintergrundkulisse aus schneebedeckten Bergen.
Am Folgetag geht es für uns weiter in Richtung unseres temporären Winterquartiers, der Marina Messolonghi.
Im Hafen von Messolonghi treffen wir auf viele andere Langzeitsegler, sodass gemeinsame BBQ´s nicht lange auf sich warten lassen. Umgeben von Booten anderer Langzeitsegler aus diversen Nationen verbringt unsere SEVEN die Zeit bis Februar sicher vertäut im Hafen. Diese Gelegenheit nutzen wir, um noch die letzten Arbeiten am Boot zu erledigen.