Die Odyssee des Außenborders geht weiter… Das Ersatzteil ist inzwischen eingetroffen und verbaut. Leider jedoch ohne Erfolg, der Motor läuft noch immer nicht mit voller Leistung. Also zweiter Versuch, wir haben den Motor an einen Mechaniker in Galatas übergeben. Eine Dichtung vom Ansaugstutzen zwischen Vergaser und Motorblock ist gebrochen, das könnte eine mögliche Ursache sein. Das Ersatzteil muss bestellt werden, die Reparatur kann dadurch 2-3 Wochen dauern. Also geht die Reise wieder mal ohne unseren Außenborder weiter.
Der Wind ist günstig und wir machen uns auf den Weg in die Kykladen. Ägäis und Kykladen sind für den häufig vorherrschenden Meltemi Wind bekannt, der von Norden, über den Bosporus herunterschießt. Dem entgegen sind für eine Weile West- und dann Südwind gemeldet. Unser Ziel ist daher die Insel Milos, in der südlichen Ägäis.
Auf dem Weg nach Milos verbringen wir noch eine Nacht an der Südspitze von Hydra. Hier liegen wir in einer schönen uns einsamen Bucht, vor einer noch geschlossenen Beachbar. Hier fängt Micha endlich unseren ersten Fisch! Eine wunderschöne Dorade, die uns im ersten Moment ein bisschen überfordert. Wir haben noch nie einen Fisch getötet und ausgenommen, das kostet tatsächlich Überwindung. Aber, wir fischen nicht zum Spaß oder für Trophäen und wer Fleisch und Fisch essen will, muss sich den Tatsachen stellen.
Kurz vor der Dämmerung starten wir früh am nächsten Morgen unsere Fahrt nach Milos. Es liegen ca. 74 Seemeilen, also ungefähr 12-13 Stunden segeln vor uns. Die Fahrt ist sehr angenehm, mäßiger Wind und wenig Welle, so dass wir einen Großteil der Strecke unter Spinnaker fahren können. Auf halbem Weg kreuzen wir die Schifffahrtsrouten Richtung Athen und Richtung Bosporus, sodass wir auf die Kurslinie einiger Tanker und Frachtschiffe treffen. Bei schneller Fahrt, unter Spinnaker mehr oder weniger direkt auf ein riesiges Frachtschiff zu zufahren ist schon beängstigend. Ein Schiff kommt uns so nah, dass wir das Schiff sicherheitshalber anfunken, um höflich zu fragen, ob man uns sieht. Unter Segeln haben wir schließlich Vorfahrt und mit dem Spinnaker sind wir nicht so wendig, dass wir einfach ausweichen können. Das Frachtschiff ist jedoch ganz entspannt und bestätigt, dass man uns auf seiner Backbordseite sieht und er mit einem Abstand von 0,2 Seemeilen vor uns durchfährt. OK… das erscheint uns recht wenig, aber wird schon passen. Umgerechnet sind es dann doch über 300 Meter und spätestens auf den Fotos, die wir gemacht haben, sieht man auch wie weit entfernt das Schiff vor uns durchfährt.
Die Insel Milos empfängt uns mit der wunderschönen Bucht Kleftiko. Im Südwesten der Insel gelegen, finden sich hier hohe Steilklippen, weiße, zerklüftete Felsen mit natürlichen Höhlen, umgeben von kristallklarem Wasser und sandigem Ankergrund. Hier nehmen wir uns Zeit die Buchten und Höhlen mit Beiboot und Schnorchel Ausrüstung ausgiebig zu erkunden.
Weiter geht die Fahrt zum Hafenort Adamas. Die Insel Milos ist so geformt, dass diese in der Mitte fast vollständig eine riesige Bucht umfasst, die uns guten Schutz vor den vorherrschenden Winden bietet. So können wir trotz Windstärke 5-6 unser Boot vor dem Hafen von Adamas allein lassen und das Inselinnere erkunden. Um Micha eine Freude zu machen, mieten wir für die Inselrunde ein Quad.m Inselinneren besuchen wir ein antikes römisches Theater, welches nach einer authentischen Sanierung seit einigen Jahren wieder als Schauplatz für Aufführungen genutzt wird. In der Nähe des Theaters wurde die Statue der Aphrodite von Milos gefunden, die heute im Louvre ausgestellt ist. Eine Nachbildung steht auf dem Weg zwischen dem Theater und den Katakomben von Milos. Die Katakomben hätten wir uns ebenfalls gerne angeschaut, leider haben wir jedoch den einen Tag in der Woche erwischt, an dem diese geschlossen sind… Also besuchen wir noch die Windmühlen von Milos, das malerische Städtchen Plaka, mit den Ruinen eines venezianischen Castel, von dem aus wir einen schönen rund um Blick über die Insel haben und das Fischerdorf Klima, mit vielen "Syrmata", Fischerhäusern, mit bunt gestrichenen Bootsgarage im Erdgeschoss, in denen die Fischerboote im Winter untergebracht werden.
Nach einem fantastischen Mittagessen geht es weiter auf die Nordseite der Insel, zum bekannten Sarakiniko Beach. Ein Küstenabschnitt aus grauweißem Vulkangestein, der durch Wind und Wellen zu einer wahren Mondlandschaft geformt wurde. In einer tief eingeschliffenen Bucht treffen wir hier zudem auf weit verzweigte, künstlich angelegte Höhlengänge. Den tatsächlichen Ursprung dieser Höhlen konnten wir nicht herausfinden. Gerüchte besagen, dass die Höhlen von modernen Piraten bzw. Schmugglern angelegt wurden. Auf den griechischen Inseln stoßen wir immer wieder auf Geschichten und Hinweise zu Piraterie der Neuzeit. Tatsächlich waren die Piraten der Ägäis sogar maßgeblich an den Freiheitskämpfen, während der Griechischen Revolution gegen das Osmanische Reich, im Jahr 1821, beteiligt.
Zusammengefasst, gehört die Insel Milos mit all den großartigen Erlebnissen zu den Highlights unserer Zeit in Griechenland.