In den frühen Morgenstunden verlassen wir Roccella und somit auch das italienische Festland und nehmen Kurs auf Taormina auf Sizilien. Hier planen wir unseren Mitsegler, Michael aus Ginsheim abzuholen, den wir im Februar 2023, beim Wandern auf Mallorca kennengelernt haben.
Die Küste von Sizilien bietet, anders als wir es bis dato aus Kroatien und Griechenland gewohnt sind, leider wenig geschützte Ankerbuchten. Taormina ist eine der wenigen Ankermöglichkeiten vor der Ostküste, wenn die Wind- und Wellenrichtung mitspielen. Der Wind war zwar auf unserer Seite, die Wellen und der damit einhergehende Schwell aus östlicher Richtung jedoch leider nicht. Aus den drei geplanten Nächten in Taormina wurden somit lediglich eine Nacht und diese war mit eine der schlimmsten unserer bisherigen Reise… An Schlaf war aufgrund des Rollens mit seitlicher Welle nicht zu denken. Unser Boot hat sich so sehr aufgeschaukelt, dass wir selbst im Bett von einer Seite zur anderen gerollt sind. Zudem hielt der Anker einiger Nachbarboote nicht, was kein gutes Gefühl für die Nacht hinterlässt. Also hieß es schon in den frühen Morgenstunden Anker auf, mit Kurs auf die nahegelegene Marina in Riposto. Hier verbrachten wir dann zwei ruhige Nächte, mit erholsamem Schlaf, mit einem netten Spaziergang durch das silzilianische Örtchen, guten Einkaufsmöglichkeiten und leckeren Arancini.
Am zweiten Tag kommt dann auch unser Mitsegler Michael an Bord. Gemeinsam genießen wir am Abend die erste original italienischen Pizza, auf die wir uns schon gefreut hatten. 😊
Am nächsten Morgen starten wir unsere Fahrt in Richtung der Straße von Messina. Die Meerenge zwischen Sizilien und dem italienischen Festland ist bei Seeleuten bekannt für seine tückischen Strömungs- und Windverhältnisse. Der für unsere Fahrt notwendige Nordstrom sollte am Nachmittag gegen 16:30 Uhr einsetzen, sodass wir mit der Strömung die anspruchsvolle Meerenge passieren können. Den Weg dorthin mussten wir allerdings noch gegen den Südstrom und Gegenwind ankämpfen. Gut, dass die SEVEN mit einem robusten Turbodiesel ausgestattet ist, der seine Leistungsfähigkeit mal wieder beweisen konnte. Und siehe da, in der Meerenge angekommen schiebt uns die Nordströmung, trotz starkem Gegenwind, mit noch nie dagewesenen 10 Knoten Fahrt an Messina vorbei. Diese Passage ist schon ein Erlebnis. Die Nacht verbringen wir vor Anker in der Bucht von Scilla.
Am nächsten Tag wollten wir gegen Nachmittag, mit dem einsetzenden Wind zu den Liparischen bzw. Äolischen Inseln segeln. Unser erstes Ziel ist die Insel Stromboli, mit dem gleichnamigen Vulkan. Die Insel möchten wir bei Nacht umrunden, um das Naturschauspiel des aktiven Vulkans zu genießen. Der Stromboli gehört zu den aktivsten Vulkanen Europas und spuckt im 10-20 Minuten Takt teils glühendes Gestein aus, gefolgt von einem dumpfen Knall. Das möchten wir uns nicht entgehen lassen! Wäre da nicht das Windphänomen rund um Messina… Vorhergesagt war ein mäßig starker Südwind, mit Böen bis zu 20-25 Knoten in der Spitze. Das wäre auf unserem Kurs eigentlich eine angenehme Windgeschwindigkeit zum Segeln. Da wir schon mehrfach festgestellt haben, dass bei diesen Windgeschwindigkeiten gut und gerne noch etwas obendrauf kommt und starten wir mit entsprechend kleiner Segelfläche. Das war auch gut so… Der Südwind wurde durch die Meerenge derart kanalisiert, so dass es am Ende tatsächliche bis zu 48 Knoten Wind waren, der mehr halb als achterlich einfiel. Das war dann doch zu viel, um angenehm in die Nacht zu segeln, vor allem mit einem Gast an Bord. Also Plan B; vor dem Wind ablaufen und die Nacht vor Tropea am Festland vor Anker verbringen. Am nächsten Tag war der Wind dann auf unserer Seite, sodass die SEVEN auf direktem Wege Richtung Stromboli segelt. Zwar nicht bei Nacht, aber die Vulkaninsel ist auch am Tag wirklich beeindruckend. Kontinuierlich steigt Rauch in den Himmel und in regelmäßigen Abständen wird Gestein ausgeworfen, gefolgt von donnerähnlichen Schlägen. Das meiste Gestein fällt dabei wieder zurück in die Krater oder rollt über die 'Sciara del Fuoco‘, die Straße des Feuers ins Meer. Einfach faszinierend, so nah an einem aktiven Vulkan vorbeizufahren.
Der bekannte Stromboli ist nicht der einzige aktiven Vulkan der Liparischen Inseln. Auch die Insel Vulcano, im Süden des Archipels hat uns beeindruckt. Vom Namen der Insel ist übrigens das heutige Wort Vulkan abgeleitet. Das zeigt den Stellenwert der Vulkaninsel in der Historie.
Schon von weitem sieht man Schwefelwolken aus den Fumarolen rund um den Krater aufsteigen. Der Aufstieg zum Krater ist jedoch weiterhin erlaubt, wenn auch nur noch in einem eingeschränkten Bereich. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Über den ausgeschilderten 'Pfad' verläuft der Aufstieg über nur ca. 285 Höhenmeter auf 1,5 Km. Mitte Juni ist es in Süditalien jedoch entsprechend temperiert und wir kommen nach einer guten Stunde, schweißgebadet und völlig am Ende am Krater an. Wir verbringen eindeutig zu viel Zeit auf dem Wasser und sind nichts mehr gewöhnt :)
Stellenweise liegt ein beißender Schwefelgeruch in der Luft, weiter am Krater entlang ist es jedoch wieder Okay und die Kulisse ist atemberaubend. Oben angekommen werden wir mit einem spektakulären Ausblick über das ganze Inselarchipel, in den Krater sowie auf die Fumarolen belohnt.
Nach dem Abstieg freuen wir uns dann auf ein kühles Bier an Bord und Schnorcheln in glasklarem Wasser, über feinem schwarzem Sand sowie einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Den nächsten Tag verbringen wir mit der Erkundung der Insel Lipari. Hier feiern wir auch Michas Geburtstag, mit einem guten Essen, in einem netten kleinen Restaurant am Hafen.
Die Liparischen Inseln waren auf jeden Fall einen Abstecher wert.